Protest im venezianischen Salon

2018 protestierte eine Gruppe junger Salzburg Global Seminar Fellows gegen die Präsenz von Blackface in den Darstellungen von Othello in der Max-Reinhardt-Ausstellung in den Gängen des Meierhofs und von Harlekin in den von der Commedia dell‘arte inspirierten Tafeln des Venezianischen Zimmers sowie gegen die kulturelle Aneignung des Chinesischen Zimmers.

Beide Räume waren von Max Reinhardt fast ein Jahrhundert zuvor gestaltet worden. Kulturelle Normen bleiben aber nicht stehen, und was einst als kzeptabel – ja sogar als schön – galt, kann heute als geschmacklos und anstößig angesehen werden. Die schwarze Maske wird seit langem in Shakespeares Othello verwendet, und die schwarz maskierte Harlekin-Figur aus dem 16. Jahrhundert nimmt für viele Bezug auf frühe Darstellungen frikanischer Sklaven. Von den einen wird die Chinoiserie als Ausdruck der aufstrebenden Macht Chinas gesehen, von den anderen als Fremdbestimmung und unnötige Exotisierung Asiens. Sie hat auch ein komplexes Erbe in Bezug auf kulturelle Wertschätzung und Aneignung. 

Seit diesem Protest im Jahr 2018 hat Salzburg Global Seminar eine umfassende Überprüfung der Kunstwerke und anderer Elemente der Kulturgeschichte, des kulturellen Erbes und der Repräsentation von Schloss Leopoldskron vorgenommen und begonnen, mehrere Räume neu zu beschreiben. Salzburg Global Seminar hat BeraterInnen aus seinem weltweiten Netzwerk, darunter KünstlerInnen, KunsthistorikerInnen und MuseumskuratorInnen aus den USA, Afrika, Asien und Europa, hinzugezogen, um die weitere orgehensweise festzulegen. Es überrascht nicht, dass es bei einem so umstrittenen Thema kaum einen Konsens gibt. Einige haben sich für eine bessere Kontextualisierung ausgesprochen. Andere forderten die vollständige Entfernung und Neugestaltung beider Räume. Der Ansatz von Salzburg Global Seminar bestand bisher darin, dem historischen Gebäude weitere Schichten hinzuzufügen, anstatt es in großem Umfang zu entfernen. Die Othello-Bilder wurden durch solche aus anderen Reinhardt-Produktionen ersetzt, und im Venezianischen und Chinesischen Zimmer sowie an anderen Stellen im Schloss wurden kontextbezogene Plaketten angebracht. Es wird eine weitere Bestandsaufnahme der Kunstwerke durchgeführt werden, wobei einige zur Entfernung vorgesehen, beziehungsweise neue Kunstwerke kuratiert und in Auftrag gegeben werden. Einige bestehende Kunstwerke werden hervorgehoben, um die Übereinstimmung zwischen den Werten der Vergangenheit und der Gegenwart besser zu verdeutlichen, wie z.B. die Statue von Guan Yin – der Transgender-Gottheit, die als inoffizielle „Beschützerin“ des Salzburg Global LGBT* Forum adoptiert wurde, nachdem sie von einer in Indonesien lebenden Fellow, die am ersten Programm des Forums im Jahr 2013 teilnahm, „entdeckt“ worden war.

Neue Kunstwerke werden dafür sorgen, dass der Reichtum und die Vielfalt der Programme und Fellows von Salzburg Global Seminar in allen Räumen sichtbar werden und das Leitbild von Salzburg Global Seminar in der gesamten Liegenschaft visuell repräsentiert wird. Seit 2019 werden in der Bierstube, im Meierhof Café und an der Rezeption Werke von Fellows ausgestellt, darunter der brasilianische Straßenkünstler Mundano, die amerikanischen FotografInnen Jose Cotto und Yasmine Omari sowie die Australierin Louisa Whettam. Zu den jüngsten Erwerbungen gehören eine großformatige Zeichnung mit dem Titel The Family in the Sun des südafrikaischen Illustrators Siphiwe Ngwenya, die in der Meierhof-Lobby hängt, und ein Porträt der amerikanischen Politikerin Stacey Abrams, das von einem anderen US-Fellow, dem Maler Phillip Simpson, angefertigt wurde und vor der Fellows Hall hängt.

Dank der Unterstützung der Packard Foundation zieren derzeit Portraits von Fellows der U.S. FotografInnen Jose Cotto und Yasmine Omari die Wände der Großen Halle, des Roten Salons, der Fellows Hall und der Lobby des Meierhofs. Auch das dreistöckige Marmortreppenhaus von Schloss Leopoldskron wird temporär in einen moderneren, inklusiven und einladenden Raum verwandelt.

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75 Years in 12 Vignettes

With 75 years behind us and more than 40,000 Fellows in 170 countries, Salzburg Global obviously has many stories to tell. The following 12 vignettes have been selected not only for their ability to relate the history of the institution, but also to convey the unlikely symbiosis of a visionary enterprise, conceived at an American university that came to be situated in an eighteenth-century rococo palace in the heart of Europe with the goal of serving the global good.